Freitag, 5. Oktober 2012
Herbst - Zugzeit des Vogels

Am 3.Oktober erscheint dieser hier in zauberhafter Manier. Herrlicher Sonnenschein, Wolkenschlieren im Himmelbau und angenehm warm. Es zieht mich in meine Heimat. Fahrrad scheidet wegen Beinschonung für mich aus. Der Kreuzbube ist auf schmalen Reifen aufgebrochen.

Ich nehme Zeit, gute Laune und Assistentin Lana im Auto mit und gleite den sanften Hügeln, Weinbergen, alten Gassen,

windschiefen Häuschen, dem edelhistorischen Markt,

vorbei am verwitterten Ort meiner Entjungferung, und natürlich dem immer wieder einzigartigen Dom entgegen.

Zuvor umrunde ich wie immer St. Wenzel mit seinem schönen Turm, in dessen Spitze ich liebend gern einmal die Türmerwohnung beziehen würde.

Zum Aufstieg reicht es heute nicht, obwohl der Blick von oben einmalig ist. Dieser Besuch an diesem Tag fühlt sich anders an, weicher als sonst; ich lasse mir Zeit für die Stadt und genieße die Plätze und Straßen meiner Kindheit.
Vor dem Dom treffe ich mich mit der inspirierendsten zweibeinigen Folge der Landeseinheit und wir genießen den gemeinsamen Mittag bevor jeder für sich seinen Heimweg nimmt.
Ich überprüfe noch ein paar persönliche Favoriten und lasse mich am alten Friedhof aufhalten, der verschlossen bleibt und eins wird mit der Natur.

Was für eine atemlose Stille.

Ich schaue an der Grundschule vorbei, deren Turnhalle ich besonders mochte, den Geruch nach alten Ledermatten und Parkettöl habe ich gespeichert.
Im Milchladen an der Ecke hängen Gitarren. Der Schulbäcker ist weggezogen.

Auf dem Heimweg mache ich noch einen Schlenker nach Schulpforte.

Dort habe ich als Pennälerin im Chemielabor die Silageherstellung der umgebenden Staatsagronomie untersucht.
Sie war zu sauer.

Im gefüllten Laden des Weingutes nehme ich ein paar Flaschen guten Weines( ja, es gibt einen sehr guten Riesling)mit und trete aufs Gas.
Tatsächlich ist der Kreuzbube mit seinem Fahrrad vor mir am See. Wir freuen uns auf den gemeinsamen Abend. Der Pflaumenkuchen im Ofen ist saftig frisch.
Ich werde weiterziehen. Mit Blog.

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Dienstag, 4. September 2012
Arschgeigen mit Trittbrettwahn

Oder: Let´s talk about Kevin.

Wenn ich morgens in Begleitung meiner Assistentin Lana doch mit dem Auto in die Stadt rolle, lasse ich mich vom hiesigen Kultursender blitzbilden und erfahre, was so abgeht in der Minimetropole mit dem stabilen Puls, genieße Jazzsplitter, habe dabei manchmal die Harp(früher war das ´ne Kippe!) an der Lippe - wenn diese unkoloriert ist - und lausche den Fragen an verschiedene Leistungsträger aus Kunst und Kultur unter anderem nach deren Vorbild oder Lebensmaxime. Die Anworten sind bisweilen interessant,oft gestelzt, artig und bieder, mancher findet dies eher in sich selbst, was mir besser gefällt. Auf Anhieb könnte ich kein einzelnes Vorbild nennen. Meine Oma vielleicht.
Bei meiner Arbeit sehe ich mich mitunter mit recht(s)extremen Auswüchsen der Vorbildfindung konfrontiert.
Da war vor einiger Zeit ein Hitler mittleren Alters, ohne Ähnlichkeit in den Gesichtszügen, aber dieser ölige Haarschnitt in Aschblond, natürlich das Bärtchen, aber: Er bekam den rechten Arm nicht mehr hoch! Es dauerte zwei Termine, bis ich glaubte was ich sah und schmerzhafte Langwierigkeit mit wahrscheinlicher Unheilbarkeit attestieren konnte. Dann der blasse Junge mit Fußbeschwerden. Und verzweifelter Mutter. Die Springerstiefel waren als Übel rasch gefunden. Ich konnte ihn letztlich überzeugen, Turnschuhe zu tragen und nicht mehr dorthin zu gehen, wo die schädlichen Stiefel wichtig waren.
Eisig überlief es mich als vor einigen Tagen ein junger Mann vor mir saß : Glattes, weiches Nettgesicht mit umrahmendem rötlichen Bartsaum und intelligentem Blick, korrektes, leicht welliges Kurzhaar, feste Freundlichkeit, leicht angefrorenes Lächeln, sportliche Statur. `Nein, das ist Blödsinn´,schob ich den spontanen Gedanken beiseite und rief den Nächsten auf. Meinen Röntgenassistenten überkam der gleiche Schauder.
Der Typ hat sich als Anders Brejvik vekauft. Das Outfit war kein Zufall.
Dass es solche A*löcher gibt, weiß ich, aber dass die mir unter die Augen kommen müssen!
Ich werde schauen, ober der beim nächsten Mal eine große Tasche mit sich führt oder überlegen, ob ich ihn einfach rausschmeiße, zum Psychiater schicke oder dem Verfassungsschutz einen Wink gebe.
Doch nur Einbildung?
Ich meine, wenn sich jemand als Michael Jackson zurechtmacht, kann mir egal sein, ober der sich beim Moonwalk in den Schritt fasst.
Aber diese Freaks zerren an den Nerven.
Es wird Herbst.

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Dienstag, 28. August 2012
Spätsommer

Die Tage werden kürzer. Der Arbeitsweg, der mich täglich an einem Stück vergessenen Österreichs vorbeiführt, bleibt unverändert.
Der Esel unterm Hintern wechselt zwischen robustem Crossrad und ziemlich geschmeidigem Titanflitzer.

In der Stadt drängen sich Spaßvögel und Schnäppchenjäger vor den Restposten der Sommerkollektionen und Bratswurstbuden.

Meine meisterliche Friseurin hat der Lieben wegen ihren Laden verkauft. Zum Abschied habe ich bei meinem letzten Besuch nicht gedrängelt und wurde prompt mit geschlagenen drei kurzweiligen Stunden ohne Kekse belohnt. Nun steht mein wirrer Kopf erneut zur Ausschreibung.

Derweil liegen mir Laborergebnisse vor, die mir Mängel in meiner Grundlagenausdauer bescheinigen.
Der Fettstoffwechsel sei schlecht. Ich müsste also einfach langsamer fahren, damit meine Fettzellen Eimerketten bilden können, soll einbeinige Kniebeuge machen, um am Berg nicht rückwärts zu rollen, der ewig drängelnde Gegenwind mir keinen Zahn zieht und überhaupt...

Nee, ich fahre trotzdem Rad nach Gefühl durch schöne Landschaften an besonders atmenden Orten vorbei, in charmant kurbelnder Begleitung und gucke hin und wieder auf den Puls der Zeit, damit die letzte Stunde meines Motors nicht plötzlich und viel zu früh über mich kommt.

Dieser Wasserhund ist einfach Klasse.
Gern hätte sie den Bubi hineingelockt. Vergeblich.

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