Dienstag, 4. September 2012
Arschgeigen mit Trittbrettwahn

Oder: Let´s talk about Kevin.

Wenn ich morgens in Begleitung meiner Assistentin Lana doch mit dem Auto in die Stadt rolle, lasse ich mich vom hiesigen Kultursender blitzbilden und erfahre, was so abgeht in der Minimetropole mit dem stabilen Puls, genieße Jazzsplitter, habe dabei manchmal die Harp(früher war das ´ne Kippe!) an der Lippe - wenn diese unkoloriert ist - und lausche den Fragen an verschiedene Leistungsträger aus Kunst und Kultur unter anderem nach deren Vorbild oder Lebensmaxime. Die Anworten sind bisweilen interessant,oft gestelzt, artig und bieder, mancher findet dies eher in sich selbst, was mir besser gefällt. Auf Anhieb könnte ich kein einzelnes Vorbild nennen. Meine Oma vielleicht.
Bei meiner Arbeit sehe ich mich mitunter mit recht(s)extremen Auswüchsen der Vorbildfindung konfrontiert.
Da war vor einiger Zeit ein Hitler mittleren Alters, ohne Ähnlichkeit in den Gesichtszügen, aber dieser ölige Haarschnitt in Aschblond, natürlich das Bärtchen, aber: Er bekam den rechten Arm nicht mehr hoch! Es dauerte zwei Termine, bis ich glaubte was ich sah und schmerzhafte Langwierigkeit mit wahrscheinlicher Unheilbarkeit attestieren konnte. Dann der blasse Junge mit Fußbeschwerden. Und verzweifelter Mutter. Die Springerstiefel waren als Übel rasch gefunden. Ich konnte ihn letztlich überzeugen, Turnschuhe zu tragen und nicht mehr dorthin zu gehen, wo die schädlichen Stiefel wichtig waren.
Eisig überlief es mich als vor einigen Tagen ein junger Mann vor mir saß : Glattes, weiches Nettgesicht mit umrahmendem rötlichen Bartsaum und intelligentem Blick, korrektes, leicht welliges Kurzhaar, feste Freundlichkeit, leicht angefrorenes Lächeln, sportliche Statur. `Nein, das ist Blödsinn´,schob ich den spontanen Gedanken beiseite und rief den Nächsten auf. Meinen Röntgenassistenten überkam der gleiche Schauder.
Der Typ hat sich als Anders Brejvik vekauft. Das Outfit war kein Zufall.
Dass es solche A*löcher gibt, weiß ich, aber dass die mir unter die Augen kommen müssen!
Ich werde schauen, ober der beim nächsten Mal eine große Tasche mit sich führt oder überlegen, ob ich ihn einfach rausschmeiße, zum Psychiater schicke oder dem Verfassungsschutz einen Wink gebe.
Doch nur Einbildung?
Ich meine, wenn sich jemand als Michael Jackson zurechtmacht, kann mir egal sein, ober der sich beim Moonwalk in den Schritt fasst.
Aber diese Freaks zerren an den Nerven.
Es wird Herbst.