Sonntag, 16. Oktober 2011
Welthungertag

auch Welternährungstag genannt.
Die thematisierte Vergabe der Kalendertage an unser schlechtes Gewissen erwirkt
wohl nur marginal ein wirkliches Nach- geschweige denn Umdenken.
Spürbar. Oder?
Eine Milliarde. Hungernd.
Was für eine Zahl! Schon bin ich wieder beim Überfluss angelangt.
Wenn ich mich innerstädtisch bewege oder am Rande in einschlägigen Freiluft- oder Innenluftorten, finde ich bestätigt: Es geht ums Kauf-Mich- Friss-Mich- Spiel. Das ewige.
Auch rein- raus.
Ich mittendabei.
„Wir fressen uns zu Tode“ ruft Galina Schatalowa, eine russische Rohköstlerin, Biologin und Ärztin aus. Nun, sie ist radikal. Aber auch Demagogen haben Recht. Und: Sie ist schon ziemlich alt(Jahrgang 1916) und lebendig.
T.C. Boyl hat sich dem Thema in seinem „Willkommen in Wellville" allerdings wesentlich unterhaltsamer angenommen.

Wir verzehren in Deutschland heute doppelt so viel Fleisch wie vor hundert Jahren und doppelt so viel wie nötig. Das gilt sicher auch für die meisten essbaren Produkte. Viele gab es vor Jahrzehnten noch nicht.
Aber es ist schon absurd, dass z.B. Soja als wichtiger Zusatzstoff fürs Futtertierfutter durch die Welt in unsere Stallungen gebracht wird. In den Ländern mit monokulturellen Sojaanbauflächen für das Vieh der Wohlstandsgesellschaft wird gehungert. Was sagt der Veganer, der jegliches Tierische ablehnende, aber dafür unbedingt Soja verwertende Mittelstandszögling dazu? Ich weiß es nicht.

Ich stelle seit Tagen Apfelringe her. Nein, ich habe dabei nicht an den Welthunger gedacht, das mache ich heute. Sondern ich sehe diese Früchte im Überfluss vor meinem Fenster reifen,
oder unterwegs mit dem Rad sind mir die zahlreichen üppig tragenden Obstbäume aufgefallen, über die ich mir seit Kindertagen keine Gedanken mehr gemacht habe.
Unsere Hunde fressen sich beim Spaziergang durchs Obst. Ganz freiwillig. Nun, die Fleischscheibe, die ich nicht esse, nehmen sie mit größerer Begeisterung zwischen die Zähne. Rohköstler sind die auch.

Für Menschen, die hungern und für Menschen mit einem überreichen Nahrungsangebot ist Essen ein vordergründiges Thema, reziprok unterm Strich.
Mahlzeit.