Montag, 24. Oktober 2011
Beschleunigung

Die Schulter schmerzt. Auch das noch.
Ich dachte in meinem Facharzthirn, es wird schon wieder. Und: Über meinen Slogan ´Es dauert wie es dauert` kann ich gerade nicht lachen. Aber es is ´so. Die Tage waren noch länger und warm und sonnig und ich auf dem Rad, dem zugeordneten Weg, zügig wie immer. Zeitarmut treibt mich an. Zeithunger. Eine Form der Not. Eine selbstgemachte.
Das mit der Schulternot war ein anderer. Mit ´ner sehr langen Gerüststange aus dem Hinterhaus. Zeitgleich. Habe gerade noch die behelmte Hirnschale reflexartig weggedreht. Immerhin. Hätte schlimmer kommen können. Aber es schmerzt. Der Erguss. Die Eckgelenkssprengung, die Sehnen, die Kapsel. So ein MRT vermittelt auch alles Andere als ein Gefühl der Freiheit. Das Tape ist in der Farbe des Mädchenrades. Für schulterfreies Radeln sind die Temperaturen zu niedrig. Schade. Bliebe noch der passende Nagellack...
Radwegfahren ist gefährlich. Wenn keine Gerüststangen oder an parkenden Autos aufgerissene Türen im Weg sind, dann sind es Fußgänger, die sich noch nie zweirädrig auf einem dazugehörigen Weg bewegt haben und die Beschleunigung ihres Körpers nicht aus eigener Anschauung kennen, es sei denn es handelt sich beispielsweise um einen Treppensturz.
Der Physiotherapeut müht sich. Mein linker schubst morgens meinen rechten Arm an. Dann geht es. Pendeln eben.


Die häuslichen Samtpfoten geben mir Anschauungsunterricht in Geschmeidigkeit und Langmut.
Danke Miez.

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Dienstag, 18. Oktober 2011
Würdig

Es gibt Tage, die verdienen es, dass man Straßen nach ihnen benennt. Heute.

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Sonntag, 16. Oktober 2011
Welthungertag

auch Welternährungstag genannt.
Die thematisierte Vergabe der Kalendertage an unser schlechtes Gewissen erwirkt
wohl nur marginal ein wirkliches Nach- geschweige denn Umdenken.
Spürbar. Oder?
Eine Milliarde. Hungernd.
Was für eine Zahl! Schon bin ich wieder beim Überfluss angelangt.
Wenn ich mich innerstädtisch bewege oder am Rande in einschlägigen Freiluft- oder Innenluftorten, finde ich bestätigt: Es geht ums Kauf-Mich- Friss-Mich- Spiel. Das ewige.
Auch rein- raus.
Ich mittendabei.
„Wir fressen uns zu Tode“ ruft Galina Schatalowa, eine russische Rohköstlerin, Biologin und Ärztin aus. Nun, sie ist radikal. Aber auch Demagogen haben Recht. Und: Sie ist schon ziemlich alt(Jahrgang 1916) und lebendig.
T.C. Boyl hat sich dem Thema in seinem „Willkommen in Wellville" allerdings wesentlich unterhaltsamer angenommen.

Wir verzehren in Deutschland heute doppelt so viel Fleisch wie vor hundert Jahren und doppelt so viel wie nötig. Das gilt sicher auch für die meisten essbaren Produkte. Viele gab es vor Jahrzehnten noch nicht.
Aber es ist schon absurd, dass z.B. Soja als wichtiger Zusatzstoff fürs Futtertierfutter durch die Welt in unsere Stallungen gebracht wird. In den Ländern mit monokulturellen Sojaanbauflächen für das Vieh der Wohlstandsgesellschaft wird gehungert. Was sagt der Veganer, der jegliches Tierische ablehnende, aber dafür unbedingt Soja verwertende Mittelstandszögling dazu? Ich weiß es nicht.

Ich stelle seit Tagen Apfelringe her. Nein, ich habe dabei nicht an den Welthunger gedacht, das mache ich heute. Sondern ich sehe diese Früchte im Überfluss vor meinem Fenster reifen,
oder unterwegs mit dem Rad sind mir die zahlreichen üppig tragenden Obstbäume aufgefallen, über die ich mir seit Kindertagen keine Gedanken mehr gemacht habe.
Unsere Hunde fressen sich beim Spaziergang durchs Obst. Ganz freiwillig. Nun, die Fleischscheibe, die ich nicht esse, nehmen sie mit größerer Begeisterung zwischen die Zähne. Rohköstler sind die auch.

Für Menschen, die hungern und für Menschen mit einem überreichen Nahrungsangebot ist Essen ein vordergründiges Thema, reziprok unterm Strich.
Mahlzeit.

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